Namensfindung einer Kita – und warum „Zwerg“ für die AWO keine gute Wahl ist

Seit zwei Jahren wird durch die AWO Spree-Wuhle in der Glasbläserallee 7 eine neue Kita gebaut.

Trotz der gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen entstehen hier planmäßig und ohne größere Verzögerungen 135 dringend benötigte Kitaplätze für Friedrichshain. Der Bau soll im Frühjahr dieses Jahres abgeschlossen werden und die Kita wird dann einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Kitaplätzen am Ostkreuz leisten können. Größte Herausforderung bleibt dabei die Gewinnung von Fachkräften. Auch wenn der Kitaneubau im Sommer abgeschlossen werden kann, ist die Öffnung noch nicht gesichert, da die nagelneue moderne Kita erst in Betrieb genommen werden kann, wenn auch Personal für die Kita gewonnen werden konnte. Die AWO Spree-Wuhle will ihren Beitrag dazu leisten, Fachkräfte zu gewinnen, und wird auch in der neuen Kita in bewährter Weise ausbilden.

Es gibt eine scheinbar kleine, aber dennoch wichtige Veränderung am Kitaprojekt. Nach eingehender Beratung und Abwägung hat der Träger den ursprünglichen Projekttitel „Kita Stralauer Zwerge“ aufgegeben. Die Fachmenschen des Trägers begründen die Entscheidung damit, dass diese Namenswahl nicht „glücklich“ war, da sie den gelebten Grundsätzen der AWO widerspricht.

Die AWO steht gegen Diskriminierungen jeglicher Art und für Partizipation, Wertschätzung und Gleichberechtigung aller Menschen, auch aller Kinder. Die Fachkräfte der AWO Spree-Wuhle teilen die Überzeugung, dass auch die Jüngsten in der Lage sind, ihre Bedürfnisse zu äußern und das dies wertgeschätzt wird, sie unterstützen Aufklärung zum Thema Adulstismus und gegen ein Labeln von Personen und wollen eine Verniedlichungen und/oder Zuschreibungen jeglicher Art in der pädagogischen Arbeit (Mäuschen, Püppi, kleiner Mann, du Racker, du Wilder-Kerl, …) vermeiden.

Das Wort „Zwerg“ fällt beispielsweise unter den Begriff des Labeln und passt somit nicht in die Wertevorstellung und fachliche Haltung.

Ein Zwerg bleibt IMMER klein, er kann sich körperlich nicht weiterentwickeln und ist (meist) männlich. Ein solches Adjektiv oder Label ist wie ein Etikett, wird zum Stempel oder zur Schublade. Die Probleme von Labels beginnen, wenn sie unbedacht und immer wieder erfolgen. Kinder halten ihnen zugeschriebenen Labels für wahr und lassen sie schnell zu einem Teil ihrer Identität und ihres Glaubenssystems werden. Kinder können Etiketten noch nicht einordnen und verarbeiten. Ebenso wenig können sie die Verantwortung für die Zuschreibungen übernehmen.

Die AWO Spree-Wuhle möchte aber keine Zwerge aus der Kita in die Schule entlassen. Schon Menschen ab 2-3 Jahren, sagen oft von sich aus, dass sie ja schon “groß” sind. Sie wollen keine kleinen “Zwerge” mehr sein. Das will kein Kind.

Deshalb soll es nun einen längeren Prozess der Namensfindung geben, mit allen Akteur*innen zusammen! Vor allem die Kinder sollen sich mit dem Namen identifizieren können. Aber auch die Eltern können ihre neuen Ideen einbringen und erfahren so Wertschätzung. Die Fachkräfte mit ihrer pädagogischen Erfahrung und der Träger werden im Prozess mit Rat und Tat zur Seite stehen.

“Die Stralauer …” bleibt als Arbeitsname vorerst bestehen. Dies schafft eine sichere Bindung zum Kiez und zu den Familien.

Im Verlauf des ersten Jahres nach Eröffnung wird dann ein Name gefunden werden und bei einem großen Sommerfest zum einjährigen Bestehen wird die Kita dann getauft werden.